Vom Vorlesetalent bis zur Jurorin

Brianna ist eine typische kleine Schwester. Laut, nervig und mit einer schrecklich schrillen Mädchenstimme ausgestattet. Beim Vorlesewettbewerb der sechsen Klassen schien sie im Raum zu stehen, als Ella Lühn (6a) aus dem Buch “Nicki als nicht ganz so graziöse Eisprinzessin” vorlas. Sie ließ die Stimmen der Schwestern sehr lebendig klingen. Und da am 8. Dezember entschieden wurde, wer in diesem Schuljahr der beste Vorleser der Leibnizschule ist, tritt sie nun beim Stadtteilvorlesewettbewerb an. Barbara Thurnay und Rouven Rupp berichten vom Wettbewerb, Ajla Kamberovic stellt eine besondere Jurorin vor …

Zwei Klassensieger aus jeder 6. Klasse traten zum Schulentscheid an, darunter sehr viel mehr Mädchen als Jungen. Ella Lühn, Emma Kalskib, Ana Taric und Lucas Köhler trugen ihre Texte am überzeugendsten vor. Sie kamen in das darauffolgende Stechen, denn die Jurymitglieder hatten sich vorher nicht für einen Kandidaten entscheiden können, so Margit Hansen, die als Deutschlehrerin den Wettbewerb organisiert hat und in der Jury saß.
Im Stechen ging es dann um die Plätze Eins bis Drei. Die Finalisten mussen einen ihnen unbekannten Text aus einem neu erschienenen Buch vorlesen. Dieses hatte Frau Halbich von der Buchhandlung Bärsch zur Verfügung gestellt. Ana Taric landete in dieser Runde auf Platz Drei, Anna Kalski gewann den zweiten. Ella Lühn, die die Jury immer mehr begeisterte, gewann den ersten Platz. Dieser ist mit einem Gutschein für die Buchhandlung Bärsch dotiert. Die Begründung der Jury: Ella habe Brianna, die kleine Schwester der Hauptfigur Nicki, besonders lebendig dargestellt.
Wie sie sich beim Lesen gefühlt hat? “Ich bin einerseits erleichtert und andererseits auch gespannt auf den kommenden Wettbewerb”, erzählte sie nach der Siegerehrung. “Dort werde ich wahrscheinlich ,Oskar Pollok’ lesen”, verrät sie jetzt schon mal. Auf die Frage, was sie vorher erwartet hatte zu erreichen, antwortete Ella, dass sie nur ins Stechen gewollt hatte und eigentlich gar nicht weiter. Vielleicht ist das ein Erfolgsrezept? Jedenfalls startet sie nun auf Stadtteilebene für die Leibnizschule.

Wir wünschen ihr dort viel Glück!

Gefördert wird der Wettbewerb jedes Jahr durch die Höchster Buchhandlung Bärsch, die den Kindern mit mitgebrachten Neuerscheinungen aus dem Ladenregal auch die neuesten und schönsten Büchern ans Herz legen will. Die Buchhandlung stiftete auch den Preis – drei Büchergutscheine – für die drei besten Leserinnen.

Erst Siegerin auf der Leser-Seite –
jetzt in der Jury: Sophja Weisker aus der 7f

Im Anschluss an dieses Kopf-an-Kopf-Rennen sprach Ajla Kamberovic mit der jüngsten Jurorin, denn in diesem Jahr gab ein besonderes Jurymitglied: Sophja Weisker aus der 7f. Sie hatte im vergangenen Schuljahr nicht nur auf Schulebene sondern auch auf der Bezirksebene gewonnen. Erst beim Landeswettbewerb war der Preis an jemand anderen gegangen. Jetzt sollte sie die neuen Vorlesetalente der sechsten Klassen mitbeurteilen.
Als Sophja die Aufregung der neuen Kandidaten spürte, erinnerte sie sich an eigenes Vorlesen, bei dem sie ihre Nervosität jedoch besiegt hatte: “Ich habe einfach für mich selbst gelesen, ich wollte so lesen, dass ich damit zufrieden bin.”
Zurzeit liest Sophja das Buch “Wunder” von Raquel J. Palacio. Es erzähtl die Geschichte eines Jungen, dessen Gesicht durch eine Krankheit verändert worden ist und davon, wie er gegen die Vorurteile seines Umfeldes kämpft. “Ich war zuerst gespannt, wer kommt und wie sie vorlesen werden. von den Kandidaten kannte ich nur Ella”, erzählt Sophja nach dem Wettbewerb. “Die Entscheidung fiel dieses Jahr ganz anders als im vergangenen Jahr aus. Damals stand schnell fest, wer wie gut gelesen hat. Dieses Jahr waren viele wirklich sehr gut.” Das brachte Sophja als Jurorin in ein echtes Dilemma: “Es tat mir leid, einigen sagen zu müssen, dass sie nicht ganz so gut waren wie andere.” Schließlich seien ja lle Klassensieger gewesen und hatten dort gut vorgelesen.
Sophjas Urteil stand dennoch bald fest: “Ella hat zurecht gewonnen, da sie ihren Text am lebendigsten vorgetragen hat. Sie gab jeder Schwester aus dem Buch ihre eigene Stimme.”