Nicht nur in der Formel Eins, sondern auch in der politischen Debatte gibt es eine Pole Position. Davon ist Philipp Siegler (16) überzeugt. "Das ist die Rolle, die einem einfach besser liegt, in der man persönlich leichter punkten kann", erklärt der Schüler. Zur Auswahl gibt es im bundesweiten Diskussions-Wettbewerb "Jugend debattiert", an dem die Leibnizschule regelmäßig teilnimmt, vier Positionen: zwei Debattanden bringen die Pro-, zwei die Contra-Argumente vor. Philipp lief nach seinem Schulsieg an der Leibnizschule im Regionalfinale in der Pro-Position zur Höchstform auf, erkämpfte sich dort den 6. Platz und kam in die nächste Runde, die Hessenqualifikation. Im Landes-Rennen um das überzeugendste Argument, die kürzeste Reaktionszeit und die bestechendste Formulierung hat er sich auf Platz Eins debattiert. Im Hessenfinale wurde es schwieriger: "Dort hatte ich dann die Contra-Position zu vertreten, die lag mir einfach nicht so", räumt er rückblickend ein. Dennoch landete Philipp hier auf Platz Vier. Respekt!
Schon in der Klassendebatte der 10c hatte er sich im Deutsch-Unterricht von Frau Rosenkranz sein Ziel hoch gesteckt: "Ich wollte in jedem Fall gut abschneiden." Was in der Klasse noch mit kurzer Vorbereitung relativ spontan geschafft werden musste, lief schon auf Schulebene professioneller ab. "Ich habe mich für jede Runde sehr gut vorbereitet", lässt sich Philipp weiter in die Karten schauen. Dafür habe er sich viel Zeit genommen, sei drei Tage vor Termin mit den Vorbereitungen fertig gewesen und habe für verschiedene Positionen mehrere Eröffnungsreden geschrieben. Dazu fand er das Rhetorik-Seminar im Anschluss an das Regionalfinale sehr hilfreich: "Dort haben wir gelernt, wie wir uns eine Vorlage erstellen, uns selbst Fragen stellen und diese beantworten. Man muss seine Position weit fächern und auf möglichst viele Aspekte eine Antwort parat haben."
Und worum ging es inhaltlich? Auf regionaler Ebene lauteten die Themen: "Soll die private Nutzung von Drohnen verboten sein?" sowie: "Soll die Schule unterrichten, wie man Vermögen bildet?" Auf Hessen-Ebene "stritten" die Contrahenten um die Frage: "Soll eine Corona-Impfung für alle verpflichtend sein, sobald eine allgemeine Impfung möglich ist?" Philipp erinnert sich: "In Bezug auf die Frage zur Impfpflicht hatte ich die zweite Contra-Position. Ich musste die letzte Rede halten. Darauf kann man sich nicht
nicht vorbereiten, man muss außerdem darauf eingehen, was der Contra-Partner gesagt hat... Das war schon nicht so leicht." Außerdem erwartet die Jury Kompromissbereitschaft und immer wieder die Fähigkeit, wirklich zuzuhören. Im Feedback für die Debattanden hat Philipp mitgenommen, er habe sich zu sehr auf ein einziges Argument - das Recht auf körperliche Unversehrtheit - konzentriert. Das wird ihm - jetzt im PoWi-LK am Friedrich-Dessauer-Gymnasium - schon mal nicht mehr passieren. Philipps Fazit: "Es hat Spaß gemacht und ich habe super viel gelernt." Politiker will er dennoch nicht werden. Zurzeit steht das Chemie-Ingenieurwesen bei ihm hoch im Kurs. Und die Erfolgs-Strategie der guten Vorbereitung merkt er sich jetzt erst mal fürs Abitur.