Was Fledermäuse können, müsste für die Menschen doch eigentlich auch möglich sein… Dieser Gedanke kam Antonia Neugebauer (6c) beim Durchblättern eines Tierlexikons. Was sie sich danach ausgedacht hat, hat der Jury des hessenweiten Wettbewerbs “Faszination Technik” so gut gefallen, dass sie Antonias Arbeit mit einem ersten Preis ausge- zeichnet hat. Die elfjährige Forscherin hat nämlich ein “Echo-Shirt” erfunden, das blinden und sehbehinderten Menschen das Sehen per Schallwellen ermöglichen könnte.

Mit ihrer Idee hat sich Antonia mit 140 Schülerinnen und Schülern aus ganz Hessen gemessen. 19 Beiträge von Sechst-, Siebt- und Achtkläss- lern wurden schließlich ausgezeicht. Für den Wettbe- werb mussten sie Ideen aus dem Reich der Bionik entwickeln – der Wissenschaft, die natürliche Phänome- ne nachahmt und für den Menschen nutzbar macht. Gewertet wurden vier Katgorien – Texte, Bilder, Modelle und Videos. Antonia hat sich für ein Plakat entschieden und darauf genau aufgezeichnet, wie ihr Echo-Shirt funktioniert.
“In meinem Echo-Shirt ist in der Kapuze ein kleiner Computer eingenäht”, erklärt Antonia und zeigt auf ihr Plakat. “Der sendet Schallwellen an die Umgebung und nimmt sie wieder auf.” Aus einer Vielzahl von Schallwellen errechnet der Computer ein Bild der Umgebung und übermittelt es an einen Chip. “Der könnte unter der Kopfhaut eingepflanzt sein und das Bild ans Gehirn weiterleiten.” Wen es bei dieser Vorstellung noch etwas gruselt, der hat nicht bedacht, dass große Erfinder über Grenzen hinweg denken müssen. Genau das lobte auch Ministerialrat Klaus Bruno Müller aus dem Hessischen Kultusministerium bei der Preisverleihung im Friedrich-Wilhelm-Gymnasium Eschwege vor seinem jungen Publikum: “Mit euren Beiträgen habt ihr gezeigt, dass ihr genau das habt, was einen guten Ingenieur auszeichnet: Neugier, Ideen und Kreativität.” Ausgelobt wird der Wettbewerb seit zehn Jahren vom Bund Deutscher Ingenieure (BDI), unterstützt wird er vom hessischen Kultusministerium.
Die Ausschreibung regte auch in diesem Jahr enormen Ideenreichtum an: Die jungen Maler, Bastler, Geschichtenschreiber und Regisseure ließen sich von den unterschiedlichsten Tieren, von der Ameise bis zum Hamster, vom Blobfisch bis zum Dornteufel inspirieren. Eine Jury aus Lehrkräften, Ingenieuren des VDI sowie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern von hessischen Hochschulen und Universitäten sowie Vertretern des Kultusministeriums bewerteten alle Einsendungen. Erstmals hatten sich mehr Mädchen als Jungen am Wettbewerb beteiligt – und 16 der 19 Preisträger sind Mädchen. Neben Antonias cleverer Idee kam ihr sicher auch ihr Zeichentalent zugute, denn Zeichnen und Malen gehört zu ihren Hobbys genauso wie Klavier und Tischtennis spielen. Dazu arbeitet sie in der Jahrbuch AG der Schule mit.
Den Spaß am Tüfteln hat sie vielleicht von ihrem Vater mitbekommen – er arbeitet als Physiker bei Siemens. Beim Wunsch, anderen mit ihrer Erfindung zu helfen, könnte ihre Mutter als Heilpädagogin Pate gestanden haben. Ihre Biologie-Lehrerin, Jutta Menig-Scholz hatte sie mit einem Flyer des VDI angeregt, sich für den Wettbewerb etwas auszudenken. Aber die Idee und die Ausdauer, die Idee auch umzusetzen, auf die kann Antonia ganz alleine stolz sein.

Zu den Bildern: Antonia Neugebauer zeigt ihr Bionik-Plakat (oben links). Sie erläutert es bei der Siegerehrung im Friedrich-Wilhelm-Gymnasium Eschwege (oben rechts). Volkmar Roth, Vorsitzender des VDI Hessen (Bildreihe unten, mittleres Bild, links) überreicht Antonia Neugebauer die Urkunde gemeinsam mit Ministerialrat Klaus Bruno Müller (ebda., rechts im Bild). Die Gruppe der Preis- und Urkundenempfänger bei der Siegerehrung (Bildreihe unten, rechtes Bild).

Weitere Infos über den Wettbewerb gibt es im Internet.