Der Innenhof ist ein Ort der Ruhe und des Nachdenkens. Seit Freitag lädt dort eine Ausstellung dazu ein, das Schicksal ehemaliger jüdischer Mitbürger aus Höchst kennenzulernen. Fotos, Texte und Zeitungsartikel aus den 1930er und 1940er Jahren bilden den Auftakt zu dem Projekt “Nachspü/uren”. Darin macht sich die Leibnizschule während des kommenden Jahres auf ganz unterschiedliche Weise auf die Suche nach ehemaligen jüdischen Schülern oder Lehrkräften der Leibnizschule. Diese Spurensuche wird sich vor allem in künstlerischen Arbeiten und Dokumentationen widerspiegeln. Das Projekt ist ein wesentlicher Bestandteil des Jubiläumsjahr-Programms – denn die Leibnizschule wird in diesem Jahr 175 Jahre alt… 

Um die Recherche der historischen und politischen Fakten, um die Suche nach Namen von Opfern in den Archiven kümmert sich vor allem der Wahlunterrichtskurs Gesellschaftswissenschaften von Julien Halbow. Der Kurs arbeitet eng zusammen mit der Geschichtslehrerin Agnes Jagodzinski, die mithilfe intensiver Archivrecherche die Chronik der Schule überarbeitet. Die Kunstlehrerin Dr.Andrea Mihm, die das Jahresprogramm für die Spurensuche konzipiert hat, wird mit ihrem Wahlunterricht Kunst den Schicksalen auf künstlerische Weise begegnen und die Ergebnisse in der Schule und auf der Homepage zeigen. Künstlerisch begleitet das gesamte Projekt die freischaffende Künstlerin und Illustratorin Leonore Poth. 
Die Kunst spielt neben der Recherche eine so große Rolle, weil sie dabei hilft, sich in die Zeit und die damals Verfolgten hineinzuversetzen. Wie würden wir zum Beispiel reagieren, wenn auf einmal von einem Tag auf den anderen Stühle in den Klassen leer blieben und Kinder verschwänden? Wenn niemand wüsste, wo sie sind? Oder wenn die, die es ahnten, eingeschüchtert den Mund hielten? In den 1930er und 1940er Jahren war das alltägliche Realität. In anderen Ländern der Welt geschieht das heute täglich – und wieder verschwinden und flüchten Menschen.
Zum besseren Verstehen der Vorgänge während des Nationalsozialismus berichten nun zuerst die Schautafeln von dem Schicksal Höchster Bürger jüdischen Glaubens.
Am Wochenende haben Schülerinnen und Schüler der neunten Klassen die Tafeln im Innenhof aufgestellt. Texte und Bilder sprechen davon, wie die einen flüchten konnten, wie andere verhaftet oder in den Vernichtungslagern der Nationalsozialisten ermordet wurden. Anschaulich zeigen die Tafeln, wie die Gesellschaft, Nachbarn, Kunden sie zuvor systematisch ausgegrenzt hatten und wie nur sehr wenige Nichtjuden zu ihnen hielten und sie schützten.
Indem wir uns heute an sie erinnern und ihre Namen kennen, zeigen wir ihnen den Respekt, den sie damals schmerzlich vermisst haben. Die Spurensuche in der Vergangenheit soll auch Wirkung zeigen in der Gegenwart. Der Umgang miteinander in der Schule soll offen, tolerant und respektvoll sein und Lehrer, Schüler und Eltern sollen sich denen entgegenstellen, die diese Werte missachten.
Die Tafeln hat die „AG Geschichte und Erinnerung“ der Leibnizschule als Leihgabe zur Verfügung gestellt. Die AG leistet seit Jahrzehnten Erinnerungsarbeit für den Stadtteil Höchst. An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an die AG, ihre Leiterin Waltraud Beck und die Historikerin Dr. Helga Krohn für alle Unterstützung!