"Blackbird singing in the dead of night", sangen John Lennon und Paul McCartney 1968 und schenkten damit der Hoffnung in finsteren Zeiten ein unvergessenes Symbol. Gerade war der schwarze Bürgerrechtler Martin Luther Kings jr. ermordet worden. Dieses Bild des "Blackbird", der Nachtigall, lässt Franka Hubrig am Abend des 9. November am Ettinghausenplatz in Höchst singend in den Nachthimmel steigen, begleitet von Frederick Noeske an der Gitarre. Die Höchster "Arbeitsgemeinschaft Geschichte und Erinnerung" hat zum Gedenken an die Zerstörung der Synagoge in der Reichspogromnacht 1938 geladen. Damals brannten Nationalsozialisten aus Hass gegen Juden die Synagoge nieder. Der Beatles-Song fordert auch an diesem Abend auf, in dunklen, schwierigen Zeiten genau hinzusehen: "Take these sunken eyes and learn to see." Und die Musiker laden ein, sich aufzuschwingen mit "take these broken wings and learn to fly", um helleren Zeiten entgegenzufliegen.
Die Veranstalter gedenken an diesem Abend auch der aktuellen Opfer rechter Gewalt und möchten die Gäste durch Musik und Ansprachen dazu motivieren, sich für eine funktionierende demokratische Gemeinschaft einzusetzen. Nachdenkliche Worte der SPD-Stadtverordneten Petra Scharf, aber auch einfach Glockengeläut erinnern an die Vergangenheit und werben für Mitmenschlichkeit in der Gegenwart. Die Studierenden der Stage-And-Musical-Academy Höchst zeigt Szenen aus dem Jahr 1933 zum Boykott jüdischer Geschäfte und Einrichtungen. Und das Musiker-Ensemble aus Leibniz und FDG präsentieren mit "Eleanor Rigby" einen weiteren Song, mit dem die Beatles "zwei vereinsamten Menschen ein Denkmal gesetzt" hätten. "Auch heute nehmen wir wahr", so Franka Hubrig, "dass Vereinzelung und Einsamkeit gesellschaftliche Probleme darstellen, die ein funktionierendes Miteinander erschweren, fast schon unmöglich machen. Mit dem Streichersatz des Songs möchten wir daran erinnern, dass wir den Menschen um uns Aufmerksamkeit schenken und Mitgefühl zeigen, und gegenseitiges Verständnis entwickeln sollen. Dann kann demokratische Gemeinschaft gelingen."
Ausgesucht hatte diesen Song Maxi Perisic (Q-Phase FDG), der auch das Arrangement geschrieben hat. Maxi ist hessischer Musik-Mentor und damit Teil eines Programms kulturellen sozialen Engagements, bei dem jungen Musiker lernen, sich für andere einzusetzen, musikalisch zu organisieren, zu arrangieren, Ensembles bei Proben und Auftritten zu unterstützen. Dieses soziale Engagement ist ein Beispiel eines "active citizenship", welches heute laut den Veranstaltern dringend nötig ist, damit die Demokratie weiter lebendig bleibt. Die Spenden, die an diesem Gedenk-Abend zusammenkamen, gehen in diesem Jahr an die Frankfurter Tafel - als Geste der Aufmerksamkeit und des Mitgefühls mit jenen, denen es nicht gut geht.

Wer heute noch mal hören möchte, was das Ensemble am Ettinghausenplatz gespielt und gesungen hat, kann hier eine Aufnahme der Generalprobe nachhören. Das Ensemble bestand aus

Leibnizschülerinnen ( Mael Steiger, Violine; Isabella Ruan, Viola; Frederick Noeske, Gitarre) und Ehemaligen, jetzt FDG-Schülerinnen und -Schülern (Sophie Pavic, Violine; Ostap Savchuk, Violine; Elli Faber, Violoncello; Franka Hubrig, Gesang; als Gast von der Schillerschule Ludwig Walter, Kontrabass).