In den dunklen Winterwochen geschieht an der Leibnizschule jeden Tag in den zweiten Pausen etwas Ungewöhnliches: Es wird still. Und zwar ausgerechnet in einem Raum, in dem es sonst immer hoch hergeht, im „Wohnzimmer“, dem Spieleraum neben der Bücherei. Dort findet in der Vorweihnachtszeit täglich ab 11:20 Uhr unser Adventslesen statt. Eine Schülerin oder ein Schüler aus der 6. Klasse liest eine Geschichte vor, in der es im weiteren Sinne um die Themen Advent, Weihnachten und Winter geht. Frau Hansen organisiert als Deutsch- und Geschichtslehrerin diese Veranstaltung und bekommt die Geschichten von der Stabsstelle der Büchereien in Frankfurt zur Verfügung gestellt. Für jeden Schultag im Advent steht eine Geschichte zum Vorlesen auf dem Plan, die Schülerinnen und Schüler können sich punktgenau auf ihren Vortrag vorbereiten. So sitzen sie am Pult im adventlich geschmückten Spieleraum und lesen. Die anderen Schülerinnen und Schüler, die gekommen sind, hören zu. Es ist still, es entsteht eine Atmosphäre von Ruhe und Konzentration. Nur dann und wann unterbricht ein Ruf von draußen
oder Gepolter aus dem Flur diese Entspanntheit. Als die Geschichte zu Ende ist, klatscht das Publikum und die Vorleserin oder der Vorleser bekommt einen Schokoladennikolaus als Dank für den Vortrag. Einige Schülerinnen und Schüler erzählen, warum sie gelegentlich oder sogar täglich zum Adventslesen kommen. Caroline aus der 9f erklärt, die Veranstaltung sei für sie eine „Winterblase“. Hier könne sie in Ruhe „Zeitreisen in andere Welten“ unternehmen. Dies bringe sie weg von der Schule und den Arbeiten, die im Dezember in großer Zahl anstünden. Auch die anderen Zuhörerinnen und Zuhörer heben die Entspannung hervor, die sie hier erlebten. Man könne sich in andere Menschen hineinversetzen und so auf andere Gedanken kommen. Die Schule und der Stress seien für eine Weile ganz weit weg. Lina aus der 5e bringt es so auf den Punkt: „Es ist ein Luxus, dass man etwas vorgelesen bekommt.“ (Margit Hansen, im Januar 2020)