Dass dies auch in der Öffentlichkeit so wahrgenommen wird, spiegelte sich “in den sehr hohen Anmeldezahlen”, sagte Dieter Sauerhoff. Der Leiter des Staatlichen Schulamts Frankfurt nannte Sabine Pressler eine Person, die “es reizt zu analysieren, zu gestalten und große Herausforderungen zwischen unterschiedlichen Ansprüchen anzunehmen” und so “gegebene Wirklichkeiten zu verändern”. Immer wieder nannten Rednerinnen und Redner Meilensteine in der Dienstzeit der Schulleiterin: der Wechsel von G8 zu G9, der Ausbau des Musikzweiges, die Schärfung der Profile Musik, Naturwissenschaften und zwischenzeitlich auch Französisch, sowie das Förderkonzept. Daneben erwähnten sie das Ziel, Schülerinnen und Schüler auf gymnasialem Niveau nicht nur zu fördern, sondern auch zu fordern. Dass dabei auch der Erziehungsauftrag der Schule ernst genommen wird, spiegelt sich laut Sauerhoff in einer “selten gesehenen sozialen Kompetenz der Schülerinnen und Schüler” der Leibnizschule.
In jedem Abschied liege zwar auch etwas Trauriges, so der stellvertretende Schulleiter, Thomas Strauch. Doch richtete er den Blick der scheidenden Schulleiterin und der Gäste bei der Akademischen Feier im Großen Saal des BikuZ, auch auf “Freude und Stolz”, beispielsweise auf die Freude am Gestalten und auf den Stolz auf das Ergebnis. Das zeigten nicht nur die hervorragenden Musikbeiträge von Unterstufenchor, Orchester und Solisten wie Kosima Shirazi und Elena Wiederhold, samt Eltern-Lehrer-Schülerchor, sondern auch die 150 Schülerinnen und Schüler, die inzwischen bei den Konzerten die Bühne füllten. Strauch sah vor allem in der “völlig unterschiedlichen Herangehensweise an Aufgaben eine große Bereicherung” und dankte Sabine Pressler für die “gute und unglaublich vertrauensvolle Zusammenarbeit”.
Daneben sprach ihr Ute Sauer, die Leiterin des Stadtschulamtes, Lob für die Gestaltung des grünen Innenhofs oder für das umfangreiche und anspruchsvolle Programm zum 175-jährigen Jubiläum 2018 aus. Sie nannte sie “sensibel und gut überlegt” und “auch in der Auseinandersetzung immer an der Sache orientiert – auch wenn es für uns teilweise harter Tobak war.” Klare Worte, mit viel Humor gewürzt, fand auch Charlotte Weißenberger, die den Abschied im Namen der Lehrerschaft in Worte fasste. Sie schlug den Bogen der langen Dienstzeit Presslers vom großen und notwendigen Aufräumen nach unruhigen Jahren mit wechselnden oder fehlenden Schulleitern. Es war die Rede von guter Menschenkenntnis der Schulleiterin und dem Willen, das gymnasiale Profil zu stärken, aber auch von unangenehmen Entscheidungen, die zu treffen waren. Die Leibnizschule sei für sie trotz der fehlenden Oberstufe keine Durchgangsstation gewesen. Sie habe eine bewusste Entscheidung für die Mittelstufe getroffen. Als “Verdienst der Schulkultur auf allen Ebenen” hob Weißenberger auch hervor, dass an der Leibnizschule mehr Nationaliltäten als in der Fußballmannschaft der Eintracht Frankfurt gut zusammenleben und -arbeiten würden. Spontaner Applaus signalisierte darauf große Zustimmung der Zuhörer. Neben all der Anerkennung wurde im Rahmen der Verabschiedung auch deutlich, was nicht gut gelungen war oder was noch der Aufarbeitung harrt. Dass diese kritische Offenheit neben dem Lob auch Platz hatte, zeigten die persönlichen Begegnungen von Rednern und Jubilarin im Anschluss an die Feier.
Doch davor bekam Sabine Pressler noch von Schülerinnen und Schülern ein Zeugnis ausgestellt. Nicht nur dankten ihr die Neuntklässlerinnen Ana Sofia Una Hernandez und Dorothea Zabicki anhand von zahlreichen persönlichen Beispielen, wie ihnen Sabine Pressler als Schulleiterin und Lehrerin Angst vor Fehlern genommen und sie ermutigt hätte. Sondern auch ihre letzte Klasse 5 bewertete sie in acht Kategorien von “Style” über “Pünktlichkeit”, “Humor”, “Respekt” und “Ordnung”. Sie versetzten Frau Pressler daraufhin “in den wohlverdienten Dauerurlaub”. Den tritt Sabine Pressler an diesem Tag eher mit einem weinenden als mit einem lachenden Auge an. Sie sei, so ihr “Saldo”, seit elf Jahren “sehr stolz auf die Leibnizschule”. Sie verglich die Schülerschaft der drei vorangegangenen Stationen mit den Schülern am Höchster Mittelstufengymnasium. “Ihr seid bunt, farbenfroh und kreativ – und damit besonders lebendig”, lobte sie die Kinder und Jugendlichen. Vor allem dadurch sei die Leibnizschule “ihre Herzensschule” geworden.