Historischer Stadtlauf
Lauf, Leibniz, lauf!
Hätten wir Höchst an diesem Tag von oben gefilmt, es wäre ein einziges Wimmelbild zu sehen gewesen: Rund 700 Leibnizschülerinnen und -schüler rannten oder spazierten in Grüppchen von der Ballsporthalle oder vom Bunker am Industriepark zur Justinuskirche, weiter zum Höchster Schloss und Markt. Sie durchliefen mit einem "Historischen Orientierungslauf" buchstäblich 175 Jahre Schulgeschichte - verteilt auf 16 Kilometer. So erlebten sie hautnah, an welchen Orten ihre Schule im Lauf ihres langen Werdegangs untergebracht war oder welche Stätten sie heute noch bespielt...
"Hier lang! Das geht schneller!" ruft David Duricic seinen Mitschülerinnen und Mitschülern in der Dalbergstraße zu. Gerade hat er mit seinem Smartphone an einer der 15 Stationen einen QR-Code gescannt, der Fragebogen zu dieser Station war auf seinem Handy erschienen, die Gruppe hat mit gesundem Menschenverstand die Fragen beantwortet und damit alle Punkte für die Klasse eingesammelt, die möglich waren. Und jetzt gehts sofort weiter in Richtung Schlossplatz. Die Achtklässler haben den Ehrgeiz, wirklich alle Stationen im Höchster Stadtgebiet zu schaffen.
Andere Gruppen wiederum - namens "Kanalarbeiter", "Gucci Gang", gefolgt von "Beyonce", "Milchschnitte" und "Weinbergschnecken" - gehen es ruhiger an: "Wir machen erst mal Pause", sagt ein jüngeres Mädchen und genießt einen Müsli-Riegel mit Blick auf das Höchster Schloss. Hier finden die Schüler die Infos nicht nur auf der Infotafel an der uralten Mauer, sondern sie müssen auch im Internet googeln: "Aus welchem Jahr stammt der Schlossturm?" Manchmal genügt es, sich genau umzuschauen. Denn es gibt auch leichtere Fragen wie die, welches Tier über dem Torbogen am Schlossturm zu sehen ist. Häufig müssen die Schüler und Schülerinnen Infos aber von Tafeln mit Wissen kombinieren. Denn gerade am Bunker in der Schleifergasse wird gefragt, wann er erbaut wurde. Zur Auswahl stehen drei Jahreszahlen - die richtige ermittelt der, der weiß, wann der Zweite Weltkrieg stattfand.
Überhaupt, die Pausen. Sind sie schon am Schulvormittag das Schönste, so werden sie hier noch durch kostenlose Getränke aus der eigenen Schuljubiläums-Flasche, durch Äpfel und Riegel versüßt. Mehr als 90 hilfsbereite Eltern haben sich für diese besondere Aktion im Rahmen des Schuljubiläums-Jahrs einen Vormittag frei genommen, joggen mit Schülergruppen, verteilen Getränke, halten QR-Codes in die Kameras oder stellen direkt die Fragen und notieren vor allem die Punkte, von denen sich maximal 175 erzielen lassen - für jedes Jahr der Schulgeschichte ein Punkt.
Die gewaltige Logistik und Planung für ein solches Ereignis hat Sportlehrer Maximilian Gerny als Hauptverantwortlichen monatelang in Atem gehalten. Seine Kollegin Charlotte Weissenberger und viele andere Sportkollegen sprangen nach und nach bei. Mussten doch unzählige Genehmigungen vom Ordungsamt und der Polizei eingeholt werden, Aufsichten geklärt und die Schülermassen von Fünft- bis Achtklässlern zeitlich so versetzt losgeschickt werden, dass an keiner der Stationen ein Stau entstand. Wenn anschließend einige Kinder etwas die Augen verdrehten und sagten: "Das war soooo lang", dann lächelte Maximilian Gerny nur und sagte: "Gut so, wir wollten euch alle in Bewegung bringen." Das ist ihm auf jeden Fall gelungen in dieser anschaulichsten aller Geschichtsstunden zwischen 8.30 und 11.30 Uhr. Als dann kurz vor der größten Hitze alle Stationen schließen und die Schüler an die Gebeschusstraße zurückkehren, wird nicht nur die schnellste Klasse von Höchst ermittelt. Sondern ganz nebenbei haben die Schüler mit jedem Kilometer auch eine zuvor zugesagte Spende von Sponsoren erkämpft. Der Erlös kommt größteneils dem Förderverein der Leibnizschule zugute, der im Jubiläumsjahr zahlreiche sehr aufwändige Aktionen großzügig unterstützt hat. Außerdem fließt ein Teil des Geldes in ein Spendenprojekt in Ghana, durch das ein Mädchenwohnheim einer presbyterianischen Internatsschule mitfinanziert wird. Schließlich bekommt auch die Sportfachschaft etwas ab, um den Sportunterricht zu bereichern.
Nicht nur die Frankfurter Rundschau hat ausführlich über den Orientierungslauf berichtet. Auf den Link der Online-Ausgabe dürfen wir hier freundlicherweise hinweisen. Genauso gilt unser Dank dem Höchster Kreisblatt für die redaktionelle Begleitung dieser Jubiläumsaktion durch einen umfangreichen Bericht!