Erich-Rohan-Preis

Nachspüren-Projekt ausgezeichnet: Leibnizschüler gewinnen den Erich-Rohan-Preis

Die Verbrechen der NS-Zeit dürfen nicht vergessen werden. Dafür steht die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit (CJZ), z.B. im Main-Taunus-Kreis. Dafür stehen auch Schülerarbeiten, wie das Projekt "Nachspüren", in dem Schülerinnen und Schüler der Leibnizschule ein Jahr lang das Schicksal ehemaliger jüdischer Leibnizschüler recherchiert und künstlerisch verarbeitet haben. Jetzt verlieh ihnen die CJZ dafür den ersten Preis in einem Schülerwettbewerb. Paula Eichmann, eine Projektteilnehmerin, berichtet.

„Wer nichts wagt, der nichts gewinnt“, so lautete unsere Bestärkung an Fr. Dr. Mihm. Wir wollten gerne, dass sie uns für den Erich-Rohan-Preis anmeldet. Dieser Preis wird an Schüler und Schülerinnen verliehen, die dazu beitragen, dass die Gräuel der NS-Zeit nicht vergessen werden. Schon als wir für unsere künstlerischen Ergebnisse aus der AG „Nachspüren“ die Nominierung für einen der drei ersten Preise in unseren Händen hielten, konnten wir unser Glück kaum fassen. Mitte März war es dann endlich so weit: Wir fuhren nach Hofheim zur feierlichen Verleihung der Preise mit einleitenden Worten von Günter Pabst. Er sprach für die Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit, kurz CJZ, und führte durch den Abend.

Als alle Instrumente verklungen waren, stellte die Enkeltochter von Erich Rohan, Hannah Rohan, ihren Großvater vor und berichtete von seinem Leben. Er und seine Frau Gertrud haben die Konzentrationslager Theresienstadt und Auschwitz überlebt, wurden getrennt und haben sich wiedergefunden. Beide haben sich ihr ganzes Leben lang für den christlich-jüdischen Dialog eingesetzt und oft in Schulen als Zeitzeugen vom Holocaust berichtet. Ihrem Großvater zu Ehren wurde der Preis gestiftet, der heutige Schüler ermutigen soll, sich mit der Vergangenheit zu beschäftigen und sich für mehr Menschlichkeit einzusetzen.

Sieben Gruppen hatten sich in diesem Jahr für den Preis beworben. Vier Projekte erhielten eine Urkunde und ein Buchgeschenk, dann wurden die drei Preisträger ausführlich vorgestellt. So haben Schüler der Heinrich-Böll-Schule in Hattersheim eine Ausstellung über Menschen gestaltet, darunter viele jüdische Schriftsteller, die in den 1930er Jahren aus Deutschland ausgebürgert wurden. Auch das zweite Projekt war spannend. Die Schüler eines Kurses Darstellendes Spiel der Albert-Einstein-Schule aus Schwalbach hatten einen Film gedreht, in dem sie darstellten, wie sie als Juden in ein Konzentrationslager eingewiesen und dort von den Wächtern misshandelt und angeschrien werden. Zwar lief der Film aufgrund technischer Probleme als Stummfilm ab und das Publikum durfte raten, was gesagt wurde. Doch hatten die Schüler alles soweit im Griff, dass sie improvisierten; sie erzählten uns von ihren Erfahrungen mit der schwierigen Rolle eines Ausschwitz-Insassen oder eines KZ-Wärters.

Dann waren wir an der Reihe: Wir berichteten von unserer Arbeit an am Proejkt und von der Erfahrung, mit der Zeitzeugin Eva Szepesi zu sprechen. Wir erklärten, wie wir uns „auf Spurensuche“ begeben und was wir herausgefunden hatten. Natürlich erzählten wir auch von unserem Briefkontakt mit Otto Schiff und seinem Besuch bei der Ausstellungseröffnung an unserer Schule.

Im Anschluss daran versicherten die drei Laudatoren Hannah Rohan, Jochen Kilb und Manfred Levy den Projektteilnehmern noch einmal, wie toll jedes dieser Projekte sei. Der Film gewann den dritten Preis, das Projekt über Vertreibung und Ausbürgerung den zweiten und unsere Schule gewann tatsächlich den ersten Preis. Herr Levy lobte, wir hätten mit unserem Projekt perfekt gezeigt, wie Schule am besten arbeiten sollte: handlungsorientiert, fächerübergreifend und mit viel Empathie, Neugier und Interesse. Dass wir uns auf eine echte Spurensuche begeben und unsere Ergebnisse künstlerisch umgesetzt haben, fand er besonders lobenswert.

Es war eine Sache, nominiert zu werden und damit zu den ersten drei Projekten zu gehören, aber mit dem ersten Platz nach Hause gehen zu können, war eine überirdisch große Ehre. Dieser Abend war ein unvergesslicher Abend und ich freue mich, dabei gewesen zu sein – und bei dem Projekt von Frau Mihm mitgearbeitet zu haben.

Weitere Informationen über die Entstehung und Präsentation des Projekts an der Leibnizschule finden sich hier. Inzwischen sind beteiligte Schülerinnen und Schüler mit dem Preisgeld zur KZ-Gedenkstätte Buchenwald gefahren.

Fotos: Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Main-Taunus-Kreis, Sven Hammerschlag.