Theateraufführungen

Gebt den Gedanken Farbe und ein Gesicht: Darstellendes Spiel als Wahlunterricht und AG

Iphigenie - Szenen aus dem Leben einer Königstochter (Saison 2016/17)

Antik ist das Gleiche wie alt und verstaubt? Weit gefehlt! Wer die Inszenierung des antiken Dramas um den Raub der schönen Helena auf der Bühne der Leibnizschule gesehen hat, weiß es besser: Schwestern beäugen sich eifersüchtig, Ehemänner vertreten lausige Ansichten und interessieren sich nicht dafür, wie es ihren Frauen wirklich geht, Frauen suchen sich daraufhin ein besseres Leben. Gerkänkte Männer beginnen daraufhin einen Krieg. Und die Kinder - in diesem Fall Iphigenie und ihr Bruder Orest - müssen all dem tatenlos zusehen. Es klingt modern, es klingt vertraut, was der Wahlunterricht Darstellendes Spiel in der Saison 2016/17 aus dem antiken Sagenstoff herausgeholt haben.

Erste Impulse für ihre lose Szenenfolge mit offenem Ende gab ihnen die Bearbetung von Pauline Mol. "Doch den konkreten Text haben sich die Schülerinnen und Schüler selbst erarbeitet", betont WU-Leiterin Yvonne Bertelmann. Klagend, fragend, kommentierend äußern sich auch sechs Darstellerinnen als "Chor" und ihnen gelingt das synchrone Sprechen in gleicher Tonlage ganz hervorragend. König Agamemnon überzeugt als Zauderer, intensiv beraten durch seine beiden inneren Stimmen, die leibhaftig auf der Bühne stehen. Helenas Schwester Klytämestra spricht schonungslos und verächtlich die Wahrheit über ihre schöne, beneidete Schwester aus. Bleibt der Bote, der tapfer seine mühselige Pflicht erfüllt, der Überbringer der schlechten Nachricht zu sein.

Verbitterung und Eifersucht, inneres Schwanken und erkaltete Liebe - die Darsteller und Darstellerinnen der achten Klassen drückten all diese Gefühle mimisch, gestisch und ihrer Stimme beeindruckend aus. Sie zeigten sich dem schweren antiken Stoff gewachsen und transportierten ihn ganz natürlich ins 21. Jahrhundert. Für sie selbst bot "Iphigenie" die Erfahrung, dass menschliche Gefühle und Verhaltensweisen sich im Grunde nicht verändern und daher immer aktuell sind.

Liebe im Losverfahren - eine Verkupplungs-Show (Saison 2015/16)

Wie entlarvt man Aufschneider auf dem Beziehungsmarkt? Woran erkennt man wahre Freunde? Oder wieviel Realität verträgt eine Märchenfigur? Diese Fragen bewegen 12- bis 15-jährige Jugendliche. Um sie zu beantworten, brauchen sie Worte, ein paar Requisiten und vor allem eine gute Geschichte.

So erwecken der Darstellendes-Spiel-Kurs der achten und neunten Klassen unter Yvonne Bertelmanns Regie und die Theater-AG für die fünften und sechsten Klassen von Katrin Beez die dunkle Bühne zum Leben.

Nicht nur die jüngsten Aufführungen beim Tag der offenen Tür zeigen, was die Theater-AG und das Wahlunterrichtsfach Darstellendes Spiel an der Leibnizschule wollen und können: Schülerinnen und Schüler zur kreativen Auseinandersetzung mit aktuellen Themen anregen. Sich selbst mit der gesamten Persönlichkeit entdecken und einbringen. Gedanken, die im Schulunterricht an Sprache und zweidimensionales Papier gefesselt sind, ganz andere Ausdrucksmöglichkeiten bieten - mit Stimme, Farbe, Licht, Gestik, Mimik, Bewegung, Klang und Requisite.

Und auch die Sprache bekommt Flügel auf der Bühne - klarer Ausdruck, eine selbstbewusste laute Stimme, bewusstes Sprechen für Zuhörer werden hier ganz nebenbei trainiert und von den Schülern als sinnvoll erlebt. Wer hier einsteigt, lernt sich und seine Möglichkeiten des Ausdrucks neu kennen - und behält die Freude am Theaterspielen oft ein Leben lang - nicht zuletzt durch das überwältigende Erlebnis, das Lampenfieber überwunden zu haben und vom Publikum begeisterten Applaus zu bekommen.

Als Wahlunterrichtsfach bietet die Leibnizschule das Darstellende Spiel ab Klasse 7 für die G8-Jahrgänge, aber Klasse 9 für die G9-Jahrgänge an. In die Theater-AG können die Schülerinnen und Schüler jeden Alters eintreten. Informationen gibt Yvonne Bertelmann. Sie ist über eine Notiz in ihrem Fach im Lehrerzimmer zu erreichen.