“Ich mach mein Ding!“ ruft der Chor des Friedrich-Dessauer-Gymnasiums mit Udo Lindenbergs gleichnamigem Song in den vollbesetzten Saal des BikuZ. Man nimmt es den 13 Sängerinnen und Sängern ab: Individuell wirken sie, selbstbewusst, sie tragen knallige Farben und jeder für sich ist stark. Sie zeigen, was im Lauf von acht, bzw. bald neun Jahren des gemeinsamen und individuellen Musizierens aus Kindern werden kann. Die Musik dürfte einen spürbaren Beitrag zu dieser Entwicklung geleistet haben.
So führt das Sommerkonzert von Leibnizschule und FDG die Zuhörenden nicht nur durch ein anspruchsvolles und gefühlvolles Programm. Sondern es lässt erkennen, was einzelne Jahrgänge und ihre Solisten leisten, was aber auch im gemeinschaftlichen Wirken quer durch die Jahrgänge und über die Stufen hinweg möglich ist.
Umwerfend selbstbewusst und stimmstark eröffneten Dorina Latifi und Annais Wabou Nseke mit „High Hopes“ der Band „Panic in the Disco“ den vielfältigen Konzertabend. Sie wurden engagiert begleitet von den Schülern der Orchesterklassen 5 und 6 und von einer großen Fangemeinde anschließend bejubelt. „In den Wilden Westen entführt uns gleich das Gitarren-Ensemble“, kündigten die Moderatorinnen Franca Welcher und Dorothea Endl gut gelaunt und bühnensicher den folgenden Programmpunkt an. Die Gitarristen unter der Leitung von Frau Sieper fesselten das Publikum durch leise, klar geführte Stimmen in „Apache“ von Jerry Lordan und sorgten für Überraschung, Wildwest-Stimmung und Spannung durch Trommeln auf dem Gitarrenkorpus genauso wie durch lautmalerische Stimmeinlagen. War da nicht leiser Gesang aus dem Publikum zu hören? Zu ansteckend wirkte offensichtlich der Lagerfeuer-Klassiker „Take Me Home Country Roads“ von John Denver.
Jenseits aller Jugendmusik-Strömungen machte denn auch Nathan Fischer „sein Ding“. Der Leibnizschüler, der neben der Schule eine Opern-Gesangsausbildung absolviert, machte sich mit weichem, beeindruckend vollem Timbre und schönstem Italienisch in der Arie „Non piu andrai“ aus Mozarts „Hochzeit des Figaro“ über seinen Kammerdiener Cherubino nicht nur singend lustig. Sondern er schickte den Armen auch noch stimmgewaltig „alla vittoria – alla gloria“ – zu „Sieg und Ehre“ in die Schlacht. „Musik bringt’s voll“ – so oder ähnlich lässt sich beschreiben, was die Jahrgangsstufen 7 bis 9 durch die schiere Größe des aktuellen Chors unter der Leitung von Richard Schmitt-Güngerich aussagten. Mit „Caravan of Love“ von den Housemartins erklang nun mehrstimmiger Chorgesang. Während der Alt in Christina Perrys „Be my Forever“ lange Linien intonierte, setzten die übrigen Stimmen stimmlich Rhythmisches dagegen. Zarter, schwebender, verträumter hatten dagegen die Sängerinnen des Chors der Jahrgangsstufen 5 und 6 die Zuhörer mit drei Songs in die Filmwelt entführt. Chorleiterin Jeannine Görde legt in ihnen hörbar den Samen zum leichten und dennoch klangentfaltenden gemeinschaftlichen Gesang, der gute Chöre auszeichnet.
Neue Akzente setzten die Streicher unter der Leitung von Jessica Walter mit Karl Jenkins „Allegretto“ aus seinem Concerto Grosso Palladio, dessen Melodie – gespielt von Nora Reininger und Kosima Shirazi – einigen aus einem Werbespot für Diamanten bekannt gewesen sein dürfte. Elena Wiederhold glänzte mit „What a Difference a Day Makes“ (Maria Grever), das sie kürzlich im TV-Gesangs-Wettbewerb „The voice kids“ präsentiert hatte. Großen Applaus gabs dann auch für das Gesamtorchester und seine dynamisch wie klanglich differenzierte Interpretation der Peer Gynt Suite Nr. 1.
Dass die Leibnizschule auch schon erste Schritte auf dem Weg zum Jazz geht, zeigte schließlich Thomas Winter mit der Jazzband und dem anspruchsvollen Stück „Sir Duke“ von Stevie Wonder. Immer wieder einmal wurde bereits das Feeling für den richtigen Swing jenseits des gezählten Rhythmus hörbar.
Das klangewaltige, rhythmisch wie musikalisch sehr anspruchsvolle Finale des Abends setzten Chor und Jazzband unter der Leitung von Aaron Böhler. Egal ob stimmlich, am Instrument oder am Dirigentenpult haben diese Musiker mit jeder Faser ihre Musik nicht gespielt, sondern auf der Bühne gelebt.
Sabine Pressler, die scheidende Schulleiterin der Leibnizschule, verabschiedete sich daher auch mit deutlich spürbarer Wehmut von dieser musikalischen Welt, die sie in ihren elf Dienstjahren kontinuierlich ausgebaut hat. Sie schaute auf eine große, bühnenfüllende „Musikgemeinschaft“ von anstrengungsbereiten Musikerinnen und Musikern. Ihr Dank galt nicht nur dem Förderverein, ohne dessen Unterstützung all das nicht möglich wäre. Sondern sie dankte herzlich auch allen helfenden, sowie die Kinder motivierenden Eltern sowie schließlich dem großen Engagement der Lehrkräfte der Musikfachschaft an der Leibnizschule.